Keramische Formgebung



Über-Lebens-Masken

Diplomarbeit von Jenna Grasser zum Thema „Menschenrechte“, 2010


 

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Überlebensstrategien von Frauen im Patriarchat

Veronika Dreier schreibt im Vorwort der Diplomarbeit über Jenna Grassers Über-Lebens-Masken:

 

Die Masken von Jenna Grasser, Überlebensmasken, wie sie sie nennt, sind nicht als Gesichtsabdeckung gedacht, sondern eine Metapher für das weibliche Rollenspiel. Sie skelletiert in höchster Präzision die weibliche Seele. Frauen, die vor Urzeiten aus dem Gesichtsausdruck des Gegenübers die feinsten Reaktionen lesen und deuten gelernt haben, um auf Regungen sofort richtig reagieren zu können, haben noch heute die besseren Fähigkeiten psychische Stimmungen und Stimmungsschwankungen des Anderen in der augenblicklichen Lage intuitiv zu erkennen. Das ist eine erwiesene Überlegenheit des weiblichen Geschlechtes, jahrhundertelang trainiert. Und genau diese Überlegenheit ist es, welche Frauen genutzt haben das Gegenüber, das diese Fähigkeit nicht hat, zu täuschen, um in einer gewaltätigen Umgebung zu überleben.

 

Jenna Grasser beschäftigen die daraus entstandenen Identitätskonzepte. Welche Auswirkungen haben sie auf das Individuum und wie wirken sie in der Gesellschaft. Wie gehen Frauen mit den patriachalen Unterdrückungsmechanismen um. Sie baut ihre Arbeit auf zwölf Überlebensstrategien von Frauen auf. Leider haben sich diese "Überlebensstrategien" im Wandel der Zeiten nicht wesentlich verändert. Eher noch verstärkt. Es gilt beinahe als normal durch operative Eingriffe den Körper zu verändern, um dem jetzt herrschenden Modekanon zu entsprechen. Unter den Masken wird getäuscht. Eine andere Identität angenommen. Rollen können gespielt werden. Jenna Grasser gibt diesen Strategien eine Form. Ton wird mit ihren Händen geformt. Die Arbeiten zeugen von einer grossen Liebe zu diesem Material und die Ergebnisse zeugen von einer grossen humanitären Sensibilität für gesellschaftliche Gegebenheiten.

 

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Masken Habitus

  1. Die Angepasste: Ich richte mich so her, wie Männer mich wollen. Ich will gefallen. Ich passe mich an, um nicht ausgestoßen zu werden.
  2. Die Traurige: Die Schmerzen, die mir zugefügt werden, machen mich traurig. Ich weine das Meer der Verzweiflung.
  3. Die Gepanzerte: Ich verstecke mich hinter einem Panzer aus Härte und Gefühllosigkeit, um nicht mehr verletzt zu werden. Von nun an ziehe ich in den Krieg für Vereinheitlichung und Gleichgültigkeit.
  4. Die Unsichtbare: Ich mache mich unsichtbar.
  5. Die Zerrissene: Es zerreisst mich. Meine Haut ist hauchdünn.
  6. Die Erstarrte: Ich bin vor Angst versteinert. Die Ohnmacht lässt mich erstarren, sodass ich mich nicht mehr bewegen kann.
  7. Die Todin: Als ich vergewaltigt wurde, habe ich gelernt meinen Körper und meine Empfindungen absterben zu lassen, um die Grausamkeiten zu überleben.
  8. Die Medusa: Ich bin gespalten. Der gesellschaftlich unerwünschte Teil meines Selbst tritt nur als Wahnsinn getarnt an die Oberfläche.
  9. Die Mannwerdende: Ich will wie ein Mann sein, um die gleichen Rechte und Privilegie einfordern zu können.
  10. Die Prostituierte: Ich muss meinen Körper verkaufen, um überleben zu können. Ich werde verteufelt. Wie unterscheide ich mich von einer Ehefrau?
  11. Die Wölfin: Als Wölfin rebelliere ich gegen die patriarchale Diskrimenierung und Unterdrückung. Ich bin wild und unangepasst.
  12. Die Lesbe: Ich liebe Frauen. Ich kann frei und unabhängig leben.

 

 

Meisterschulstipendium der KSG 2010

Seit dem Schuljahr 2010 wird von der Kultur Service Gesellschaft ein Meisterschulstipendium unter den DiplomandInnen der Studienrichtungen der Meisterschule Kunst und Gestaltung Graz verliehen. Die ersten beiden  Stipendien gingen an Margret Liendl (Bildhauerei) und Jenna Grasser (Keramische Formgebung).

 

 

 

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